Vergebung und Verantwortung gehen für uns alle Hand in Hand, unabhängig davon, welche Herausforderungen oder Lebensumstände uns geprägt haben. Bei Erfahrungen wie Adoption oder ähnlichen prägendem Erlebnissen sind unsere Kernwunden oft auf das Verhalten und die Entscheidungen anderer zurückzuführen, die uns bereits vor der Geburt oder im Säuglingsalter beeinflusst haben – Wunden, die oft nicht greifbar, sondern nur fühlbar sind. Doch trotz dieser prägenden Einflüsse haben wir die Wahl, wie wir darauf reagieren.
Verantwortung übernehmen bedeutet, die Vergangenheit anzunehmen, ohne sich von ihr definieren zu lassen. Es geht darum, sich nicht länger als Opfer der Umstände zu sehen, sondern als Gestalter des eigenen Lebens. Dies erfordert Mut – den Mut, sich den eigenen Wunden zu stellen, sie zu verstehen, zu vergeben und die Verhaltensmuster loszulassen, die uns zurückhalten.
Ein zentraler Bestandteil dieses Prozesses ist die Selbstvergebung.
Oft halten wir an Schuldgefühlen oder Selbstvorwürfen fest, weil wir glauben, besser oder anders hätten handeln müssen. Selbstverantwortung bedeutet, die eigenen Fehler, Wunden und Schwächen anzunehmen und sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Anstatt beispielsweise aus der Wunde der Ablehnung zu leben, können wir uns bewusst für Selbstannahme entscheiden. Oder wenn wir glauben, „ich muss alles alleine schaffen“, könnten wir lernen, Hilfe anzunehmen. Wer sich abhängig fühlt, könnte entdecken, dass es möglich ist, allein stark zu sein.
Wir können die Wurzeln, die uns geformt haben, anerkennen und gleichzeitig neue, kraftvolle Wurzeln schlagen. Es ist bequem, in der Rolle des Opfers zu verharren und verlockend, die Schuld bei anderen zu suchen. Doch wie lange wollen wir uns diese Machtlosigkeit zumuten? Es ist an der Zeit, die Verantwortung zu übernehmen und unser Leben aktiv zu gestalten. Unsere Geschichten und Wunden – sei es durch Adoption oder andere Umstände – gehören zu uns, aber wir entscheiden, ob sie uns bestimmen oder ob wir unser Leben selbst gestalten.
Tipps zur Selbstverantwortung
Reflektiere deine Entscheidungen: Wähle bewusst, wie du auf das Leben reagieren möchtest. Frage dich: Wie fühle ich mich in dieser Situation? Reagiere ich aus einer alten Wunde heraus, oder kann ich anders entscheiden?
Akzeptiere deine Vergangenheit: Erkenne an, was war, und entscheide, wie du damit umgehen möchtest. Frage dich: Was habe ich aus meinen bisherigen Erfahrungen gelernt? Wie kann ich diese Erkenntnisse nutzen, um in Zukunft anders zu handeln?
Setze klare Ziele: Ziele geben dir Orientierung und helfen dir, deine Zukunft aktiv zu gestalten. Überlege: Welche Werte sind mir wichtig? Wie kann ich diese Werte in konkrete Ziele umsetzen, die mich weiterbringen?
Übe Selbstmitgefühl: Sei geduldig mit dir selbst. Heilung ist ein Prozess. Frage dich: Wie kann ich mich heute selbst unterstützen? Was brauche ich, um mir selbst Gutes zu tun?
Handle bewusst: Triff Entscheidungen, die deinen Werten entsprechen und dich weiterbringen. Frage dich: Was ist der nächste kleine Schritt, den ich tun kann, um in die Richtung zu gehen, die ich mir wünsche?
Reflexionsfragen
Welche alten Geschichten erzähle ich mir immer wieder? Wie beeinflussen sie mein heutiges Handeln?
Wo in meinem Leben habe ich das Gefühl, keine Kontrolle zu haben? Wie könnte ich in diesen Bereichen mehr Verantwortung übernehmen?
Welche Verhaltensmuster halte ich aufrecht, die mir nicht mehr dienlich sind? Was könnte ich stattdessen ausprobieren?
Sei ehrlich mit dir selbst und erkenne, dass es in deiner Hand liegt, ob du dein Leben von deiner Vergangenheit bestimmen lässt oder ob du die Verantwortung übernimmst und dein Leben aktiv gestaltest. Deine Wunden und Erfahrungen gehören zu dir, aber sie definieren nicht, wer du bist oder was du erreichen kannst. Jetzt ist der Moment, deine eigene Geschichte zu schreiben.
Comentarios